Vielleicht sitzt du gerade auf der Couch, während dein Partner auf einem Date ist. Du hast es dir zwar selbst so gewünscht, aber es fühlt sich in diesem Moment nicht gut an. Angst kriecht hoch und du möchtest am liebsten, dass er wieder zurückkommt. Du fragst du dich „Bin ich überhaupt für eine offene Beziehung gemacht?“
Es gibt keine Einheitsantwort darauf, aber wichtige Faktoren, die dir Orientierung geben. Dieser Artikel soll dir helfen, Klarheit zu gewinnen.
Der Artikel richtet sich selbstverständlich auch dann an dich, wenn du und dein Partner erstmal einen Swingerclub besuchen wollt bzw. ihr euch anderweitig öffnen wollt und du wegen deiner Eifersucht Zweifel hast.
Was bedeutet für eine offene Beziehung „gemacht sein“ überhaupt?
Viele Menschen denken, dass eine offene Beziehung und anderweitig offenere Beziehungsdynamiken heißen, dass man sofort frei von Eifersucht sein müsse. Offenere Beziehungen seien nur etwas für Menschen, die Eifersucht nicht kennen oder ein Riesen-Ego haben.
Tatsächlich ist es aber so, dass offen lieben ein Prozess ist, mit dem die Partner wachsen dürfen. Die wenigsten sind von Anfang an eifersuchtsfrei oder fühlen sich für eine offene Beziehung gemacht.
Ich dachte früher auch, ich sei nicht der Typ dafür. Ich habe mir gar nicht erst vorgenommen irgendwann mal eine offene Beziehung zu führen. Paradoxerweise hatte ich trotz großer Liebe in meiner Beziehung immer wieder Lust auch mal jemand Neuen zu daten, zu flirten und gegen etwas mehr Freiheit hätte ich nichts einzuwendenden gehabt.
Doch meine Eifersucht und Verlustangst waren viel zu präsent, als dass ich mir das auch nur ansatzweise für meinen Mann hätte vorstellen können. Insofern dachte ich, ich brauche mich mit meinem Freiheitsbedürfnis auch nicht weiter beschäftigen, wenn ich selbst keine Freiheit geben kann. Ich bin eh nicht für eine offene Beziehung gemacht.
Heute könnte ich nicht glücklicher darüber sein, dass ich diesen Weg trotzdem gegangen bin. Step by Step bin ich über mich hinausgewachsen und möchte die Offenheit und Freiheit in meiner Beziehung nicht mehr missen. Ich stecke weiterhin in diesem Prozess. Ein Glück, denn Stillstand tut keiner Beziehung gut 😉
Wenn du den Weg auch gehen möchtest, weil du spürst, dass du mehr Freiheit in deiner Beziehung erleben möchtest, dann halte dich nicht davon ab, nur weil du gerade denkst, du seist nicht für eine offene Beziehung gemacht. Damit verbaust du dir Chancen und Wachstum.
Wichtige Fragen, die du dir stellen solltest
Bei der Frage, ob eine offene Beziehung für dich passt geht es selten darum einfach nur ein „Ja“ oder ein „Nein“ zu finden. Die Sache ist etwas komplexer und tiefer. Es geht darum, ehrlich mit dir selbst zu sein und hinzuschauen, was du brauchst und wie du dich sicher fühlen kannst. Eine offene Beziehung ist nicht gleich offene Beziehung und kann auf verschiedenste Arten und Weisen gelebt werden.
Hier sind ein paar Fragen, die dir mehr Klarheit geben können:
1. Wie stabil ist euer Fundament?
Eine offene Beziehung verstärkt meistens das, was ohnehin schon da ist. Also überlege dir, was ihr habt und was das bedeuten kann.
- Gibt es Vertrauen zwischen euch?
- Könnt ihr über Ängste sprechen?
- Kommuniziert ihr über eure Wünsche und Grenzen?
- Fühlst du dich gesehen und gehört?
2. Wie gehst du mit Eifersucht um?
Eifersucht ist kein Zeichen dafür, dass du schwach bist. Sie zeigt dir nur, wo du genauer hinschauen darfst und wo dein Bedürfnis nach Sicherheit berührt wird.
- Versuchst du sie zu verdrängen? Oder kannst du sie wahrnehmen, ohne sofort in Panik zu geraten?
- Kannst du Unsicherheiten anerkennen, ohne in Kontrolle zu verfallen?
- Was passiert in dir, wenn dein Partner Interesse an jemand anderem zeigt?
An der Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass Eifersucht und auch ein derzeit nicht förderlicher Umgang damit, KEIN Zeichen dafür sind, dass du nicht für eine offene Beziehung gemacht bist. Denn oft ist das der Punkt, an dem das überhaupt in Frage steht. Du kannst lernen damit umzugehen und sie zu reduzieren bzw. abzuschwächen. Hier ist eher wichtig: Besitzt du die Bereitschaft dich damit auseinanderzusetzen?
Vielleicht ist der Artikel „Eifersucht verstehen in offenen Beziehungen: Wie Gedanken deine Gefühle beeinflussen“ das Richtige für dich.
3. Was bedeutet Freiheit für dich und was bedeutet sie für euch als Paar?
Freiheit heißt nicht zwingend, dass alles erlaubt ist. In einer Partnerschaft und vor allem zu Anfang, braucht sie einen Rahmen, der euch trägt. Dieser Rahmen wiederum darf sich ebenfalls stetig mit euch verändern.
- Welche Freiheiten sind dir wichtig?
- Welche Grenzen brauchst du gerade?
- Wo könnt ihr euch als Paar einigen, ohne dass sich einer verbiegen muss?
4. Bin ich bereit über mich hinauszuwachsen?
In einer offenen Beziehung führt kein Weg an persönlichem Wachstum vorbei. Du wirst dich mit dir auseinandersetzen müssen, du wirst aus deiner Komfortzone gehen und du wirst dich mit Gefühlen auseinandersetzen müssen. Deinen eigenen und denen deines Partners. Ihr werdet eine neue Ebene in eurer Kommunikation erreichen, denn Offenheit und Ehrlichkeit werden tragende Säulen sein.
- Bin ich bereit, mich auch mit den unbequemen Seiten von mir selbst auseinanderzusetzen?
- Habe ich Lust, über mich hinaus zu wachsen? Allein und zusammen mit meinem Partner?
- Kann und will ich offen über meine Bedürfnisse sprechen, auch wenn es Mut kostet?
- Bin ich bereit, meinem Partner Freiheit zu schenken, auch wenn das bedeutet, dass ich mich mit mir und meinen Gefühlen auseinandersetzen muss?
Stolperfallen bzw. Red Flags beim Öffnen der Beziehung
Ich könnte dem Thema vermutlich einen eigenen Artikel widmen, aber ich möchte der Vollständigkeit halber kurz darauf eingehen, wann du nochmal genauer hinschauen solltest, ob du bereit für eine offene Beziehung bist. Diese Punkte sind keine „Verbote“, aber durchaus Warnsignale.
- Ungesunde Motivation
Du öffnest dich nur, um deinen Partner nicht zu verlieren oder ihm zu gefallen. (Lies auch meinen Artikel: „Was tun, wenn der Partner eine offene Beziehung will?“ - Verdeckte Erwartungen
Du hoffst heimlich, dass dein Partner dadurch „weniger“ Bedürfnisse hat oder sich deine Ängste von allein auflösen. - Fehlende Kommunikation
Ihr habt schon im Alltag Schwierigkeiten ehrlich über Gefühle, Grenzen und Bedürfnisse zu sprechen. - Tiefe Verlustangst in Kombination mit Kontrolle
Deine Angst Verlassen zu werden bestimmt dein Handeln.
Diese Punkte bedeuten nicht, dass eine offene Beziehung für dich unmöglich ist. Sie sind aber ein Hinweis, dass ihr noch mehr Selbstsicherheit, innere Klarheit oder gemeinsame Gespräche braucht, bevor ihr euch in neue Erlebnisse stürzt.
Was du wirklich für eine offene Beziehung brauchst
Offenere Beziehungsmodelle sind nichts, das durch „einfach mal ausprobieren“ funktioniert. Hier sind innere Arbeit sowie Beziehungsarbeit gefragt. Verdrängen, Hoffen und Beten (was wir in monogamen Beziehungen häufiger mal machen), werden deine Beziehung nach der Öffnung zum Scheitern verurteilen (Um es einfach mal so zu sagen, wie es ist). Was es wirklich braucht:
- Selbstreflexion
Die Fähigkeit, dich selbst zu beobachten und Muster zu erkennen. Kannst du dir ehrlich eingestehen, was in dir passiert, wenn Eifersucht oder Unsicherheit auftauchen? - Bereitschaft zur Entwicklung
Den Mut, dich deinen Gefühlen zu stellen und daraus zu lernen. Bist du offen dafür, alte Muster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen? - Offene Kommunikation
Ehrlich sagen, was in dir vorgeht. Kannst du mit deinem Partner über Gefühle, Grenzen und Bedürfnisse sprechen, auch wenn es unbequem wird? - Mut zur Verletzlichkeit
Bist du bereit, nicht alles zu kontrollieren, sondern dich Schritt für Schritt ins Vertrauen hineinzuentwickeln? - Gemeinsames Wachstum
Es braucht mehr als nebeneinander her leben. Seid bereit zusammen durch die Herausforderungen gehen.
Eine offene Beziehung ist kein Selbstläufer. Sie ist ein Prozess und ein Weg, die dich immer wieder dazu einladen, über dich hinauszuwachsen – sowohl als Mensch als auch als Paar. Aus meiner Erfahrung und auch den Erfahrungen aus meinem Umfeld kann ich wirklich sagen, dass es hier um mehr geht als nur um eine Entscheidung, ob man offen lieben möchte oder nicht.
Du musst nicht von Anfang an alles perfekt beherrschen. Aber du solltest die Bereitschaft mitbringen, dich Schritt für Schritt darauf einzulassen. Das es ist, was beschreibt, ob du für eine offene Beziehung gemacht bist. Nicht dein Grad an Eifersucht oder Unsicherheit.
Für eine offene Beziehung „gemacht sein“ ist kein Zustand, sondern ein Weg und eine Einstellung
Wie du siehst, ist niemand von Natur aus dafür gemacht offene Beziehungen zu führen. Es ist immer ein Entwicklungsweg. Ich persönlich weiß heute, dass ich zwar nicht für diese Art Beziehung gemacht bin, aber dass ich gelernt habe, sicher zu lieben. Ich habe auch keine Angst mehr vor den Bedürfnissen und Wünschen meines Partners und freue mich auf kommende Herausforderungen, denn sie bringen Entwicklung.
Wenn du beim Lesen gemerkt hast, dass du auf diesem Weg hin zu „Ich liebe offen UND sicher“ allein nicht weiterkommst, dann melde dich gerne bei mir. Du erreichst mich über das Kontaktformular sowie über Instagram. In meinem 1:1 Coaching „Sicher lieben“ begleite ich Menschen genau an diesem Punkt, sodass sie ihren Partner abends zu einem Date schicken können und damit gelassen und glücklich sind.
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