Was tun, wenn dein Partner eine offene Beziehung will?

“Ich habe Lust mal wieder fremde Haut zu spüren und sexuelle Erfahrungen mit anderen zu machen.”

“Lass uns einen Swingerclub besuchen.”

“Ich will eine offene Beziehung führen.”

Hast du einen dieser Sätze oder ähnliche Wünsche schon von deinem Partner gehört? Hättest du am liebsten direkt losgeschrien oder hast du sogar im ersten Moment das Gefühl gehabt, dass für dich gerade die Welt zusammenbricht?

Nachdem sich deine ersten Emotionen etwas gelegt haben und ein paar Tage vergangen sind hast du vielleicht sogar etwas Neugier deinerseits bemerkt und du bist gar nicht komplett von dem Vorschlag deines Partners abgeneigt. Aber da sind so viele Unsicherheiten und Ängste, dass du einfach nicht weißt, was du tun sollst und was das Richtige wäre. Du möchtest es einerseits versuchen, doch auf der anderen Seite fürchtest du den Ausgang dieses Abenteuers. Die Sorge, dass dieses Experiment eurer Beziehung schadet oder dein Partner sich sogar neu verlieben könnte ist einfach zu präsent.

Wenn du all diese Gefühle und die Hin- und Hergerissenheit kennst, dann ist der Artikel für dich.

Es geht darum, wie du mit dieser Situation umgehen kannst, ohne dich selbst zu verlieren. Und wie ihr vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgehen könnt. Denn zwischen „Ja klar!“ und „Niemals“ gibt es viel Raum für echte Verbindung, Ehrlichkeit und persönliche Klarheit.

Also: Was tun, wenn wenn dein Partner eine offene Beziehung will und du nicht?

Warum solche Wünsche entstehen und was sie (nicht) bedeuten

(Bevor es inhaltlich weitergeht möchte ich etwas Wichtiges anmerken: Ich spreche in diesem Artikel von gesunden Beziehungen nicht von solchen, in denen Konflikte vorherrschen und der Wunsch des Partners offensichtlich ein Ausweg oder der Versuch einer Rettung sein soll.)

Ein Wunsch nach sexuellen Erfahrungen außerhalb der Beziehung ist tatsächlich erstmal sehr normal. Sehr viele Menschen haben diesen Wunsch. Allerdings sprechen es die meisten niemals aus, denn in unserer Gesellschaft stellen diese Gedanken leider immer noch ein Verbot dar.

Vom Partner wird bei derartigen Sehnsüchten von vornherein schon Ablehnung und Verwirrung erwartet und die Befürchtung ihn zu verletzten bringt viele letztlich zum ewigen Schweigen über ihren Wunsch. Andere wiederum halten ihre eigenen Gedanken bereits von sich aus für “absurd”und verdrängen sie deshalb solange es geht (und ist Untreue oft die Folge davon).

Daraus kannst du schonmal zwei Sachen mitnehmen: Zum einen darfst du dir sicher sein, dass dein Partner komplett normal ist. Und zum anderen darfst du dich sehr glücklich schätzen, wenn er so stark ist über seine Gedanken und seine Sehnsucht zu sprechen. Das bedeutet, dass er dir vertraut. Außerdem sorgt er auf diese weise dafür, dass ihr gemeinsam wachsen könnt und ihr eine echte Verbindung beibehaltet. Das Schweigen darüber würde euch langsam immer weiter voneinander entfernen, bis es zu spät ist, denn Bedürfnisse blieben unbefriedigt und die emotionale Distanz würde wachsen.

Für dich ist wichtig zu erkennen, dass die Lust deines Partner auf Erfahrungen mit anderen Frauen oder Männern nichts mit dir zutun hat. Wenn dein Partner eine offene Beziehung will, dann heißt das nicht, dass du langweilig bist. Du bist nicht zu wenig und an mangelnder Liebe für dich wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht liegen.

Meist steht hinter dem Wunsch ein tiefergehendes Bedürfnis. Das können zum Beispiel Abenteuer, Freiheit oder Selbstbestätigung sein. Ihr könnt in gemeinsamen Gesprächen herausfinden, welches Bedürfnis dahintersteckt.

Wichtig: Der Wunsch sagt erstmal nichts über den Wert eurer Beziehung aus.

Deine erste Reaktion: Es ist okay, überfordert zu sein

“Liebling, was hältst du eigentlich von der Idee eines Partnertauschs?”.

Okay, wer wäre hier nicht erstmal schockiert oder überfordert. Deine Gefühle, egal wie sie aussehen mögen, sind in Ordnung. Genauso in Ordnung sind auch die Gefühle und Wünsche deines Partners.

Seine Wunschäußerung bedeutet nicht, dass ihr im gleichen Gespräch noch eine Entscheidung oder eine Lösung finden müsst. Du musst nicht direkt mit einer Antwort darauf reagieren. Im besten Fall versuchst du dankbar für seine Offenheit und Ehrlichkeit zu sein und dann konzentrierst du dich erstmal auf deine Gefühle. Teile sie mit. Aber ohne einen Vorwurf daraus zu machen.

Wenn du diesen Artikel liest ist euer erstes Gespräch und deine erste Reaktion vermutlich schon passiert. Das ist gar nicht schlimm, denn du kannst auch jetzt noch alles umsetzen. Dafür ist es nie zu spät.

Gib dir Luft und Raum, um erstmal zu fühlen und dich zu reflektieren. Danach macht ein Gespräch meist deutlich mehr Sinn. Während Emotionen dich überfluten kannst du nicht vernünftig denken, weshalb du die Kommunikation am besten erst danach stattfinden lässt.

Was will ich eigentlich? – Deine eigenen Werte & Grenzen klären

Wenn dein Partner eine offene Beziehung will bzw. sich nach Erfahrungen mit anderen sehnt , dann ist es leicht, sich nur auf sein Bedürfnis zu konzentrieren. Doch genauso wichtig ist für dich die Frage:

“Was will ich eigentlich?”

Die Vorraussetzung für eine Lösung bzw eine Entscheidung ist, dass du deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen kennst (ganz unabhängig von denen deines Partners).

Schau dir diese Bereiche an (und denke dabei wirklich nur an dich):

  • Werte: Was ist dir in einer Beziehung grundsätzlich wichtig? Treue? Ehrlichkeit? Freiheit? Tiefe?
  • Beziehungsbedürfnisse: Brauchst du Nähe, emotionale Sicherheit, Abenteuer, Wachstum, Bestätigung?
  • Lebensstil & Vision: Wie stellst du dir deine Beziehung langfristig vor?

Diese Fragen helfen dir, zu erkennen, ob eine offenere Beziehungsform ein Konflikt mit deiner tiefen inneren Haltung ist oder ob es vielleicht nur die Angst vor Veränderung ist, die dich zurückhält.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Nicht jede innere Ablehnung ist gleich eine „echte Grenze“.

Manchmal sagen wir reflexartig Nein, weil uns etwas verunsichert oder aus der Komfortzone bringt. Das ist menschlich, aber nicht automatisch die „richtige“ Antwort.

  • Eine echte Grenze fühlt sich klar, ruhig und stabil an. Du weißt: Das passt nicht zu mir, und das ist okay.
  • Eine Angstreaktion ist eher diffus, emotional aufgeladen, und oft mit Gedanken wie „Was, wenn…?“ oder „Ich könnte ihn verlieren…“ verbunden.

Nimm dir die Zeit, um diese Fragen zu klären und echte Antworten für deinen Weg zu finden. Denke daran, dass es nicht um eine Entscheidung für immer und ewig geht, sondern herauszufinden, was HEUTE für dich wichtig ist. Wir können und dürfen jeden Tag neue Entscheidungen für uns treffen.

Welche Möglichkeiten gibt es? – 3 Denkansätze

Wenn dein Partner eine offene Beziehung will oder zumindest andere Erfahrungen machen möchte, du aber (noch) nicht mitziehen kannst oder willst, ist das kein automatischer Trennungsgrund. Aber es braucht ein ehrliches Hinsehen und neue Perspektiven, statt Verdrängung. Diese drei Denkansätze können dir helfen, mögliche Wege zu erkennen:

Bedürfnisse anders erfüllen

Hinter einem Wunsch nach sexuellen oder emotionalen Erfahrungen außerhalb der Beziehung steckt oft ein tieferes Bedürfnis: nach Lebendigkeit, Abenteuer, Freiheit, Bestätigung oder einfach mehr Leichtigkeit.

Statt direkt an „andere Menschen“ zu denken, könnt ihr euch gemeinsam überlegen, wir ihr dieses Bedürfnis innerhalb eurer Beziehung (neu) beleben könnt.

Beispiel:

  • Statt Abenteuer mit jemand anderem → aufregende neue Erlebnisse gemeinsam schaffen
  • Statt sexueller Reiz von außen → neue Impulse in euer eigenes Liebesleben bringen
  • Statt Ausbruch → bewusster Freiraum im Alltag

Ihr bleibt in Kontakt, erschafft Nähe und das Bedürfnis muss nicht zwangsläufig zu einem Konflikt führen.

Kompromisse vs. unvereinbare Grundhaltungen

Zugegebenermaßen lässt sich nicht alles lösen, aber vieles lässt sich zum Glück verhandeln. Die Frage ist:

Handelt es sich um etwas, bei dem ihr aufeinander zugehen könnt oder geht es an euer Fundament?

Kompromissfähig könnten sein:

  • Häufigkeit von Intimität
  • Zeit für sich vs. Zeit zu zweit
  • Offene Gespräche über Fantasien, ohne sie gleich umzusetzen

Schwieriger könnte es werden beii:

  • Völlig gegensätzlichen Beziehungsvorstellungen (z. B. Monogamie vs. Polyamorie)
  • Einem tiefen Sicherheitsbedürfnis vs. einem stark ausgeprägten Freiheitsdrang
  • Wenn einer von beiden sich dauerhaft selbst verleugnet

In solchen Fällen braucht es komplette Ehrlichkeit ohne Schuldzuweisungen. Legt den Fokus nicht darauf wie schwer und unlösbar euch die Situation vorkommt, sondern versucht eure Lage als Chance für Wachstum zu sehen.

Trennung als Möglichkeit – ohne Drama

Manchmal führt alle Offenheit, Kommunikation und Reflexion zu der Erkenntnis:

Unsere Wege passen (momentan) einfach nicht zusammen.

So schmerzhaft das ist: Auch das darf sein.

Eine Trennung bedeutet nicht gleich das Scheitern. Es ist vielmehr eine Entscheidung für Authentizität und Selbsttreue.

Wenn ihr euch aus gegenseitigem Respekt und Verständnis löst, ist auch eine Trennung eine Form von Liebe*.*

Wahre Verbindung entsteht nämlich nicht aus Kompromiss um jeden Preis, sondern aus Übereinstimmung auf Augenhöhe.

Fazit – Mein Partner will eine offene Beziehung, ich nicht
Es geht nicht nur um „offen“ oder „nicht offen“, sondern um bewusstes Miteinander

Wenn dein Partner andere Erfahrungen möchte als du, dann ist das durchaus keine leichte Situation. Ich weiß, dass der Weg schwer und anstrengend sein kann. Doch meist sind das die Wege, die uns den meisten Wachstum bescheren. Der Weg ist die Einladung, dich selbst besser kennenzulernen. Das hat oberste Priorität, wenn wir wirklich glückliche Beziehungen führen und echte Verbindung und Nähe aufbauen wollen.

Was brauchst DU? Was bedeutet für DICH eine erfüllte Beziehung? Wo ist dein JA und wo ist dein klares NEIN?

Du musst dich nicht verbiegen, nur um geliebt zu werden. Du musst dich auch nicht trennen, nur weil es einmal hakt.

Und ja, es braucht Mut, um die Antworten auf all diese Fragen nicht aus Angst zu ignorieren.

Wenn du dir wünschst, dabei nicht allein zu sein und jemanden an deiner Seite brauchst, der dich durch diesen Prozess begleitet, dann ist mein kostenloser und unverbindlicher Sicher-lieben-Call genau der richtige erste Schritt für dich.

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