„Wie bitte? Ich kann Seitensprünge haben und trotzdem treu sein?“ Ja, das kannst du. Aber bevor es um das „Wie“ geht, komme ich zu ein paar interessanten Zahlen und Fakten, die uns zum Kern des Artikels führen sollen: nämlich Treue, Fremdgehen und Seitensprünge.
*die folgenden Fakten stammen alle aus Studien von ElitePartner. Hier kannst du sie dir ausführlich ansehen.
- Auf Platz 1 der häufigsten Beziehungsgeheimnisse landen Schwärmereien für andere. Hiernach sagte jeder Fünfte der Befragten, dass er heimlich jemand anderes attraktiv findet.
- Eine Affäre des Partners ist für die Deutschen der Trennungsgrund Nummer 1
- Ein einmaliger Seitensprung ist anscheinend leichter zu verzeihen und landet auf Platz 5 der häufigsten Trennungsgründe. Die Hälfte der Befragten würde sich nach einem Seitensprung ihres Partners trennen.
- jeder vierte liierte Mann und jede fünfte Frau in Deutschland ist schon mal fremdgegangen.
Ich sollte ergänzen, dass die Dunkelziffer hier jedoch nicht zu vernachlässigen ist. Denn selbst bei anonymen Befragungen, wird sich nicht jeder die Blöße geben und seinen Seitensprung zugeben.
Wie die Ergebnisse der Studien zeigen, ist Fremdgehen ein sehr großes Thema in Beziehungen und führt nicht selten zu einer Trennung. Dennoch hält der Großteil der Gesellschaft hartnäckig am monogamen Beziehungsmodell fest.
Das erscheint nicht besonders logisch, oder? also:
Warum halten wir weiter an der Monogamie fest?
Die Antwort: Sicherheit.
Die Vorteile und Tücken der Monogamie
Sicherheit ist allen Menschen in sämtlichen Lebensbereichen wichtig. Wir sehnen uns nach einem sicheren Hafen und eine monogame Beziehung kann uns diese Sicherheit und Beständigkeit geben. Ein fester Partner an unserer Seite ermöglicht es uns unsere Zukunft vor Augen zu haben. Wir fühlen uns sicher und wissen wohin unser Weg führt. Deshalb streben so viele Menschen nach einer monogamen Partnerschaft.
Auf der anderen Seite stehen jedoch das Unbekannte, das Fremde, das Abenteuer.
Mit der Sicherheit der monogamen Beziehung gehen wir den Kompromiss ein, auf diese andere Seite zu verzichten. Ich möchte nicht sagen, dass wir gar keine Kompromisse machen sollen. Doch an dieser Stelle bräuchten wir einfach eine extrem hohe Kompromissbereitschaft. Wir müssen uns sehr stark einschränken und nehmen uns die Möglichkeit zur Selbstentfaltung und Selbstentwicklung. Wir versuchen jemand zu sein, der wir nicht sind und sperren einen Teil unserer Persönlichkeit weg.
„Indem ich versuche, meinem Partner treu zu sein, kann es passieren, dass ich mir selbst untreu werde.“
Aino Simon (Paartherapeutin)
Das führt zu einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, früher oder später fremdzugehen. Die genannten Statistiken bestätigen das.
Jeder hat Sehnsüchte, Träume, Wünsche und Fantasien. Das ist schlichtweg menschlich. Es ist unrealistisch und naiv zu glauben, dass der Partner an deiner Seite nur dich bis an sein Lebensende sexuell anziehend finden wird. Manch einer mag auch damit glücklich sein, sich einzuschränken. Doch die meisten werden das nicht schaffen.
Irgendwann läuft die Beziehung bereits viele Jahre und der Gedanke an das Unbekannte und Aufregende wird die meisten einholen. Die Beziehung kann einem nicht mehr die Aufregung, die Spannung und das Kribbeln vom Anfang geben. Wir fangen an, das alles zu vermissen, denn wer liebt diese Gefühle nicht? Da helfen auch keine Beziehungsratgeber, die euch sagen, dass ihr euer erstes Date nochmal nachspielen sollt oder euch jeden Tag ein Kompliment machen sollt und so weiter. Das wird diese Sehnsucht nicht befriedigen können.
Viele haben vielleicht zu große Angst vor dem Verlust des Partners, um die Beziehung etwas zu öffnen oder zumindest das Band etwas lockerer zu lassen. Sie möchten ihren Partner nicht verlieren.
Die Ironie hierbei ist, dass gerade dieses Verhalten viel eher dazu führt, den Partner zu verlieren. Jemand, der sich eingeengt fühlt und sich nicht so ausleben kann, wie er es braucht oder wie er möchte, der wird unglücklich und distanziert sich. Diese Erkenntnis einmal zu verinnerlichen ist zwar hart, aber auch dringend notwendig. Da hilft es auch nicht die Augen zu verschließen und zu hoffen, dass es schon gut geht.
Treue ist individuell
Erinnere dich an der Stelle an die Statistiken vom Anfang des Artikels oder schaue sie dir nochmal an. Wir können daraus Folgendes ableiten: Der Wunsch nach emotionaler und sexueller Treue ist groß und dennoch scheint die Versuchung nach dem Fremden oft größer zu sein.
“Treue” (in Bezug auf Beziehungen) hat keine universelle Definition, die auf jede Beziehung und jede Person angewendet werden kann. Leider sehen sehr viele Menschen dies nicht. Die Gesellschaft hat schließlich eine Definition vorgegeben: Die Monogamie ist das einzig wahre Beziehungsmodell und dazu gehört auch die sexuelle sowie emotionale Treue.
Die Definition steht. Wir erleben dieses Modell bei unseren Eltern, im Fernsehen, bei Freunden und so weiter. In der Folge machen wir uns natürlich keine Gedanken darüber, ob es auch etwas anderes geben könnte. Wir sind schlicht und einfach unwissend, aber können auch nicht wirklich etwas dafür.
Deshalb ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, damit wir mit unserem neuen Wissen und den daraus entstehenden neuen Möglichkeiten gründlich in uns gehen können. Unter dieser Voraussetzung können wir herausfinden, was wir wirklich wollen.
Jeder muss nämlich mit seinem Partner gemeinsam den Begriff der Treue individuell definieren. Es haben schließlich nicht alle Menschen die gleichen Bedürfnisse. Wie sollen ein einziges Treue-Modell und ein einziges Beziehungsmodell ALLE Menschen gleichermaßen zufrieden stellen? Seien wir mal ehrlich… das funktioniert nicht.
Für manche Menschen ist der Partner bereits dann untreu, wenn er jemand anderem einen flirtenden Blick zuwirft. Für andere Menschen ist ihr Partner erst untreu, wenn es zu einem Kuss kommt. Ich wiederum habe mit verschiedenen Männern Sex und bin meinem Mann dabei trotzdem treu.
Wichtig ist, dass wir aus dem Denken herauskommen, wir müssten die Dinge so definieren, wie es der Großteil der Gesellschaft macht. Das müssen wir nämlich gar nicht.
Ich muss meine Beziehung nicht so führen, wie es die meisten machen. Ich muss nicht monogam leben, nur damit ich nicht schief angesehen werde und ich muss auch nicht auf die herkömmliche Art und Weise treu sein, wenn es nicht das ist, was mich und meinen Partner glücklich macht. Keiner hat etwas gewonnen, wenn er unzufrieden mit seinem Partner zusammenbleibt oder man sich am Ende trennt, weil einer von beiden die vielen Einschränkungen und Kompromisse nicht mehr aushält.
Du solltest dich also darauf konzentrieren, was du selbst willst und was dir gut tut. Beschäftige dich mit deiner Sexualität, deinen Wünschen und Sehnsüchten. Wenn du in diesen Punkten erstmal Klarheit erlangt hast, dann folgt die Ehrlichkeit mit dem Partner und die für euch individuelle Definition eurer Beziehung und Treue. Wenn euer Treue-Modell vorsieht, unter bestimmten Bedingungen Seitensprünge zu haben bzw. weitere Sexpartner haben zu dürfen …perfekt! Hauptsache ihr seid glücklich.
Wir haben das Glück, dass wir dank steigender gesellschaftlicher Akzeptanz die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was für eine Beziehung wir führen wollen. Wir sollten diese Möglichkeit auch wahrnehmen. Für mehr Input über verschiedene Beziehungsmodelle kannst du meinen Artikel „10 Anzeichen, dass die Monogamie nicht das richtige Beziehungsmodell für dich ist“ lesen.
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